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Schöne neue Welt. 

 

Quo usque tandem abutere Catilina patientia nostra? Wie lange noch Catilina, willst Du unsere Geduld missbrauchen?

Von Wilfried Schuler 

So herrschte Cicero den Catilina im römischen Senat an. Der so Gescholtene erstarrt und verlässt Stunden später die Stadt. Er gehorchte damit dem damals gültigen Codex betreffend Verantwortungsbewusstsein eines Amtsträgers. O Tempora o Mores. Ein vergangenes goldenes Zeitalter. Von dem nur noch ewig Gestrige etwas wissen.

Vom Landsmann des Cicero, der sich 2000 Jahre später für den Fußball bleibende Verdienste erworben hat, ist das mittlerweile klassische Zitat überliefert.

„Was erlauben Strunz?“ So donnerte Trappatoni. Und „Flasche leer“

Das Leergut Lager in Berlin ist mittlerweile übervoll.  Und der Spruch vom Hochlaufen des Wasserstoffgeschäfts ist nicht aus der Welt zu bekommen. Diese Urgroßmutter aller intellektuellen Blähungen geistert immer wieder durch die Gazetten. 

Der Herr Minister pumpt heiße Luft

Bedauerlicherweise sind alle diese Verlautbarungen hohle Phrasen, die vollkommen im leeren Raum schweben, wie man mit einer einzigen Tatsache beweisen kann. Sie sind bestenfalls  geeignet, immer wieder Hoffnungen zu wecken die niemals erfüllt werden können. Für alle wasserstoffgeeigneten Heizungen in Deutschland wird es für viele Jahre nur Erdgas geben. Die meisten werden ohne Berührung mit Wasserstoff dereinst auf dem Schrottplatz landen.

Jeder halbwegs mit Industrie und Technik Vertraute kennt das Haber Bosch Verfahren. Es verbraucht knapp 2% aller Primärenergie und stellt jährlich ca. 190 Millionen Tonnen Ammoniak her. Als Zwischenprodukt werden 34 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugt und aus gutem Grund sofort am Ort der Entstehung weiter umgesetzt. Als unvermeidbares Nebenprodukt entstehen dabei über 350 Millionen Tonnen Kohlendioxid, die zum größten Teil in der Atmosphäre landen. Neben der Eisenverhüttung und der Zementherstellung ist der Haber Bosch Prozess einer der ganz großen CO2 Emittenden. Somit sollte dieses Verfahren am Anfang aller Bemühungen beim Einsatz von grünem Wasserstoff stehen. 

Erst wenn 34 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff jährlich zu Ammoniak verarbeitet werden, kommt die Energiebranche zum Zug 

Während die Aufbereitung und der Transport von Wasserstoff von vielen Verlusten geprägt ist, sodass am Ende weniger als ein Drittel der Energie nutzbar beim Verbraucher ankommen, arbeitet das Haber Bosch Verfahren nahezu verlustfrei. Aus 3 kg Wasserstoff und 14 kg Stickstoff, entstehen 17 Kg Ammoniak. So wie die Theorie es verlangt. Ein zwingendes Argument, allen verfügbaren Wasserstoff zu Ammoniak umzusetzen und keine gezielt böswillige Volksverdummung damit zu betreiben.

Der Weg zur Wasserstoffheizung ist lang, steil und übersät mit Stolpersteinen.

In der Stadt Bécancour in Quebec gibt es eine Elektrolyseanlage, die ca. 3000 Tonnen/a an grünem Wasserstoff erzeugt. Kein Solarpaneel, kein Windrad verstellt den Blick. Die Wasserkraft des St. Lorenz steht 8760 Jahresstunden zur Verfügung. Eine Grundlast, ohne Flaute ohne Tageszeiten. Zu 100,00% verfügbar.

Ähnliche oder etwas größere Anlagen gibt es am Golf und in China. Diese stehen in verdächtiger Nähe von Kraftwerken und geben sogar offen zu, dass sie nur mit der Sonne nicht auskommen. Die derzeit modernsten PME Elektrolysatoren müssen immer nahe der Volllast betrieben werden. Bei geringer Auslastung reichert sich Wasserstoff auf der Sauerstoffseite der Zelle an. Ab 4 Vol. %, dieser Punkt ist sehr schnell erreicht, besteht  Explosionsgefahr, offenbart sich hier ein ernstes Problem für Großanlagen. Da auch häufiges An- und Abschalten die Lebensdauer verkürzt, lautet die Aufgabe, unbedingt einen 24 h Betrieb sicher zu stellen. Das ist weder mit einer Solaranlage, noch mit Windturbinen möglich. In Kinderbüchern wird manchmal beschrieben, dass nach Sonnenuntergang der milde Abendwind durch die Bäume streicht. Über seine Stärke und Stetigkeit fehlen aber leider verlässliche Angaben. 

Wind und Sonne sind als Energiequellen zu unstetig und lassen keinen regulären technischen Betrieb zu.

Eine Alternative, nämlich das Gaskraftwerk als Back Up, wird hinter den Kulissen in China und am Golf ungeniert genutzt. Es springt ab 16:00 ein. Und zwar bis 8:00. Die eigentliche Energiequelle für 16 von 24 Stunden ist also Erdgas, mit Unterstützung durch Sonnenenergie tagsüber. Das ist niederschmetternd für die Verfechter der reinen Lehre, aber leider unabänderlich.

Die zweite Möglichkeit besteht darin Wind und Sonnenenergie zu kombinieren. Das bedeutet erhebliche Zusatzinvestitionen, nur um eine sich überlappende, fallweise Überkapazität zu schaffen. Diese wird in der täglichen Praxis während vieler Stunden nicht abgerufen oder vernichtet. Man stelle sich den Nachmittag im Juni mit der strammen Brise vor. Sehr schön, aber für die Katz. Die Anlage braucht den Strom in dieser Zeit nicht.

Drittens besteht die Möglichkeit, die Fläche der Solarpaneele so dramatisch zu vergrößern, dass man in 8 Stunden der vollen Sonnenleistung genug Wasserstoff erzeugen kann, dass man weitere 16 Stunden störungsfrei arbeiten kann.

Das ist zu vernünftigen Kosten nicht möglich. 

Auch die Kombination Solarenergie mit Windenergie plus Wasserstoff Speicher kann das Problem nicht lösen.

Ohne beigestelltes Gaskraftwerk keine solare Wasserstoff-Herstellung. Damit ist das Grüne Dogma irreparabel zerstört.

Die 35 Millionen Tonnen Wasserstoff als Grundlage der Ammoniak Industrie sind auf absehbare Zeit nicht darstellbar. Wenn überhaupt jemals. Auch ihr Transport aus Übersee ist nicht möglich. 

Damit steht importierter Wasserstoff für die Energiebranche erst recht nicht zur Verfügung. Alle anders lautenden Meldungen sind ohne jede Grundlage. Reine Lunatik. 

Quo usque tandem abutere Habeck patientia nostra? 

Wie lange noch Habeck, willst Du unsere Geduld missbrauchen?

Fußnote.

Catilina war der Auslöser einer Verschwörung, die 63 vor Christus von Cicero in seinen vier Reden vor dem Senat gestoppt wurde. Auch der für seine Konsequenz bekannte Cato bekämpfte Catilina, der im Jahr 62 in der Schlacht fiel. Der von ihm begonnene Aufruhr trug wesentlich zum Niedergang der römischen Republik bei. Das Ende waren totalitäre Regierungen.

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